Selbstversorgung im Ruhrgebiet

Über mich



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Ich heiße Birgit und habe viele Jahre in Bochum gewohnt.
Oft wurde ich gefragt, wie ich darauf gekommen bin, mitten in der Großstadt Nutztiere zu halten. Ich antwortete darauf immer, dass es meine Oase ist, denn ich bin ein ausgesprochenes Landei. Aufgewachsen auf einer Flussinsel bin ich in der Natur groß geworden. Meine Großmutter hatte noch Landwirtschaft (Ackerbau, vor meiner Zeit auch Hühner, Schafe und Ziegen) und ich habe ihr im Sommer bei der Ernte geholfen. Sie erzählte auch oft über "Geißen" und obwohl ich erst lange nach ihrem Tod von ihrer Nutztierhaltung erfahren habe, ist vielleicht aus dieser frühkindlichen Prägung mein Wunsch entstanden Nutztiere zu halten.

Dass ich es ausgerechnet in Bochum verwirklichen könnte, war unwahrscheinlich, doch dann wurde mir in der Nähe ein Grundstück angeboten und mein Traum wurde Wirklichkeit. Die ersten Thüringer Waldziegen zogen ein. 2 Jahre später erfolgte ein Umzug auf ein größeres Grundstück mit insgesamt 2ha Land - in der Großstadt schon eine außergewöhnliche Größe. Ich konnte die Selbstversorgung auf weitere Tiere und einen Nutzgarten erweitern.

Obst und Gemüse

Ein Teil der Schafweide war für Gemüseanbau abgetrennt. Hier verarbeitete ich den Mist der Tiere, sowie die Wolle, die ein hervorragender Dünger ist.
Mein Garten war nicht nur eine gentechnikfreie, sondern auch eine torffreie und sortenreine Zone. Das heißt, es wurde nicht mit Saatgut angebaut, das es in Gartencentern und Baumärkten gibt, denn hier gibt es nur Hybridsaatgut von dem man keine Samen nehmen sollte. Dadurch ist mein Nutzgarten auch ein Reich der vielen Geschmäcker. Die Älteren unter uns bemängeln häufig, dass nichts mehr so schmeckt wie früher, bei mir ist das noch der Fall.
Apfelbäume und Obststräucher rundeten die Vielfalt ab.

Die Milch:

Milchschafe säugen 3 Monate ihre Lämmer, nach Absetzen wird ein Teil von mir gemolken. Die Milch trinke ich roh, inzwischen ist es wissenschaftlich nachgewiesen, dass sie ein natürliches Antihistaminikum enthält und das kann ich bestätigen: An Tagen wo ich Rohmilch trinke, brauche ich keine Tablette gegen meine Pollenallergie zu nehmen. Die restliche Milch verarbeite ich zu Käse. Milch und Käse darf und will ich nicht verkaufen. Frischkäse ist aber sehr leicht selber zu machen. Für diejenigen, die es ausprobieren möchten, steht unter "Selbstversorger-Rezepte" eine einfache Anleitung. Rohmilch kann man inzwischen wieder recht häufig kaufen. Im Netz gibt es eine Übersicht über Milchtankstellen. Wer hier wohnt, dem kann ich Hof Sticht in Hattingen empfehlen, die Weidekuhmilch von dort hat eine außergewöhnlich gute Qualität.

Fleisch:

Bocklämmer werden in der Regel im Alter von ca. 2-5 Monaten geschlachtet. Das ist für den Ruhrpötter ein Grund zum Aufschrei, die Sätze: "Waaaas, Sie essen Ihre eigenen Tiere?????" und "Ich könnte nie ein Tier essen, dem ich in die Augen geguckt habe!", höre ich mehr als einmal im Jahr. Meine Antwort ist: Ja und zwar mit Genuss. Nicht nur, weil eigenes Fleisch eine viel höhere Qualität hat, einfach besser schmeckt. Ich weiß auch, meine Tiere hatten ein schönes Leben und ich kann sie mit gutem Gewissen essen. Ganz im Gegenteil zum anonymen Fleisch aus dem Supermarkt, dem ich nicht in die Augen gucken durfte. Wichtig ist mir dabei nicht nur die artgerechte Aufzucht, sondern auch ein Tod ohne Qualen. Deswegen werden meine Tiere grundsätzlich nicht geschächtet. Darauf achte ich auch beim Lebendverkauf.
Zuchttaugliche weibliche Lämmer werden für die Zucht aufgezogen. Es ist also kein Widerspruch vom Aussterben bedrohte Tiere zu essen, da vorwiegend männliche Tiere geschlachtet werden. Außerdem bestimmt wie bei Allem die Nachfrage das Angebot.

Auch die Qualität des Rassegeflügelfleischs ist eine andere, als die, die man kennt, wenn man Fleisch zukauft. Das Fleisch ist saftiger und hat einen ausgeprägteren Geschmack.
Die Hühnereier haben größere Dotter als die von Legehybriden und schmecken durch die geringere Legetätigkeit intensiver.
Wachtel- und Taubenfleisch ist kaum käuflich zu erwerben und ich genieße diesen besonderen Geschmack.
Das Ganze angefangen habe ich, weil ich kein Fleisch mehr aus schlechter Haltung essen wollte. Vegetarier zu werden war für mich keine Option, ich liebe Fleisch und dazu stehe ich. Also war selber machen angesagt.

Und Lammfleisch?

Da gibt es die Leute, die keine Lämmer/Kälber/Ferkel sprich "Babys" essen wollen. Den meisten von ihnen ist nicht bewusst, dass ein "Hähnchen" kein Hahn, sondern ein 6 Wochen alte Küken ist - ganz unabhängig vom  Geschlecht.
Bei Wiederkäuern kann man als "Baby" ein schlachtfertiges Tier nicht bezeichnen, es hat durchaus einige Zeit leben dürfen um an Gewicht zuzunehmen. In der Regel werden Jungtiere geschlachtet um an die Milch zu kommen. Keine "Babys" zu essen heißt also konsequenterweise, keine Milch und deren Produkte zu essen.
Ich finde diesen Gedanken zudem sehr vermenschlicht. Tiere haben kein Zeitgefühl, sie wissen nicht, ob sie 3 Monate alt sind oder 3 Jahre. Wichtig ist doch in erster Linie wie das Schlachttier leben durfte und da sind 3 Monate Glücklichsein doch mehr wert als 3 Jahre angebunden im düster-muffigen Stall.

In einem Forum habe ich diesen Satz entdeckt, der das Ganze gut trifft:
"Vegetarier sind in mancher Beziehung ein extremes Beispiel des Gegenwartsmenschen, der von den natürlichen Kreisläufen der Natur entfremdet ist und der versucht sich eine künstliche Welt zu erschaffen, in der Themen wie Tod, Fäkalien/Stallmist und dergleichen tabuisiert werden."

Und noch ein weiteres kluges Zitat aus einem Forum:
"Jedem, der Milch nutzt, egal ob Bio oder konventionell, Lämmer/Kälber bei der Mutter oder nicht, sollte klar sein, dass die meisten männlichen und viele weiblichen Jungtiere bei Erreichen eines bestimmten Gewichtes geschlachtet werden.
Und ohne diese Jungtiere gibt es eben keine Milch...
Aber auch für die Ernährung von strikten Veganern müssen direkt oder indirekt Tiere sterben - ich denke da an die großen Maschinen, die in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen oder die Veränderung des Lebensraumes für Tiere, die auf offenes Grasland angewiesen sind, wenn dieses für Getreideanbau umgepflügt wird.
Manche Veganer gehen auch so weit, dass sie die Haltung von Nutztieren generell verurteilen, dabei vergessen sie leicht, dass die Kultivierung von Nutzpflanzen ohne den Einsatz von Arbeitstieren kaum möglich gewesen wäre, und in den kälteren Klimazonen ohne Wolle und Leder zur Bekleidung, unsere Vorfahren kaum überlebt hätten.
Das bedeutet: Jeder heutige bei uns lebende Veganer verdankt seine Existenz dem Umstand, dass seine Ahnen keine Veganer waren."

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